Wenn Journalisten über Wissenschaft berichten, bedeutet das viel zu häufig Frontalunterricht. Dieses Muster möchte ich aufbrechen. Leserinnen und Leser brauchen keine Texte, die geschrieben sind wie von Zahlen durchsetzte Monologe. Sie brauchen das Abenteuergefühl einer Exkursion.
Meine Überzeugung: Je komplexer ein Thema ist, desto spannender muss ein Autor es aufschreiben, um seine Leser auf eine Erkenntnisreise einzuladen.
In diesem Gedanken habe ich mich einem der kontroversen Themen unserer Zeit gewidmet: grüner Gentechnik.
Schon heute vernichten Viruserkrankungen mehr als die Hälfte der möglichen weltweiten Ernten. Grüne Gentechnik könnte helfen, das zu verhindern. Aber sie gilt als nicht natürlich genug. Was wäre wenn… – diese Frage brachte mich dazu, einen Text wie einen Szenario-Entwurf zu schreiben. Würde ein Pflanzenvirus mutieren, etwa so wie es die Menschheit es mit SARS-CoV-2 (Corona) erlebte, was wäre dann? Und wie realistisch ist ein solches Szenario? Der erzählerische Text wurde auf ZEIT ONLINE veröffentlicht.
Größtmögliche Freude über den Georg-von-Holtzbrinck-Preis für Wissenschaftsjournalismus 2021!
Seit einigen Jahren widme ich mich der Aufgabe eine neue Form des Wissenschaftsjournalismus zu erarbeiten. Ein Journalismus, der seine Leserinnen und Leser auf eine Reise zu mehr Erkenntnis mitnimmt, statt sie in die Position nur passiven Konsums zu verbannen. Dafür nutze ich mein Wissen um Erzähltechniken: Eine gut erzählte wahre Geschichte vermeidet den Frontalunterricht, sie lädt Leserinnen und Leser ein und schenkt ihnen das Abenteuergefühl einer Exkursion.
Herausragendes Erzählen und tiefe Recherche, Geschichten mit Sog und die Belastbarkeit penibler Faktentreue – das sind doch Gegensätze, heißt es oft. Immer wieder spiegelten mir Kolleginnen und Kollegen gar: Beides miteinander vereinen zu wollen, das sei absurd. Fesselnder Erzähljournalismus und präziser Wissenschaftsjournalismus, das schließe sich nahezu aus.
Im vergangenen Jahr wurde mir der wichtigste Preis für Wissenschaftsjournalismus im deutschsprachigen Raum verliehen. Ausgezeichnet wurden stellvertretend für meine Arbeit drei Erzähltexte; erschienen sind sie in der ZEIT, im ZEITmagazin und Science Notes.
Manuel Stark, Jg. 1992, freier Autor und Redakteur bei ZEIT Green, wird in Anerkennung seiner herausragenden wissenschaftsjournalistischen Arbeiten mit dem Georg von Holtzbrinck Preis für Wissenschaftsjournalismus 2021 in der Kategorie Nachwuchs ausgezeichnet. Manuel Starks Texte vermitteln auf vorbildliche Weise die Faszination für wissenschaftliche Forschung und überzeugen durch eine klare Sprache, tiefgehende Recherche und Vielseitigkeit bei der Themenwahl. So trägt er mit seinen Arbeiten dazu bei, Wissenschaft nicht nur zu vermitteln, sondern sie für eine breite Öffentlichkeit gut verständlich im Alltag zu verorten und ihre Bedeutung zu begründen.
Sein in DIE ZEIT veröffentlichter Beitrag „Was heißt hier ‚autistisch‘?“ untersucht gesellschaftliche Missverständnisse, erklärt differenziert den Erkenntnisstand der Forschung zum Asperger-Autismus um dann in beeindruckender Weise diese Erkenntnisse aus seiner persönlichen Erfahrung heraus zu beleuchten.
Das drängende Thema der abnehmenden Artenvielfalt vermittelt Manuel Stark in seinem im ZEITmagazin erschienen Text „Gut gebrüllt, Hamster!“, indem er einen konkreten Konflikt zwischen dem Artenschutz des vom Aussterben bedrohten Feldhamsters einerseits und dem notwendigen Wohnungsbau andererseits eingehend beleuchtet.
Sein dritter Beitrag „Leben nach dem Tod“, bei Science Notes veröffentlicht, behandelt ebenfalls die Artenvielfalt und überrascht durch die Wahl eines bisher selten beleuchteten Wissenschaftsbereichs: die Kadaverökologie. Manuel Stark erklärt mit seinem Artikel nicht nur den Zusammenhang von mehr Tierkadavern im Wald und der Artenvielfalt, sondern gibt den Leser*innen darüber hinaus ein tiefes Verständnis des Ökosystems Wald.
Der Text „meine Oma ist eine ganz normale Rentnerin. Warum geht sie putzen?“, erschienen in der DIE ZEIT behandelt Altersarmut aus einer neuen Perspektive.
Und aus einer persönlichen.
Ich skizziere darin die Spurensuche, die mich zurück in die Heimat trieb. Um eine Antwort zu finden auf die Frage: Warum muss Oma, eine Frau über 70, der schon größere Runden Spazierengehen schwerfallen, warum muss sie putzen gehen, um sich die Rente aufzubessern?
Der Text wurde von einem Millionenpublikum rezipiert. Bundesweit griffen mehrere Medien den Beitrag auf. Die ARD lud Oma in eine Talkshow ein und verhandelte auch an ihrem Beispiel das Auseinanderklaffen von Arm und Reich im Alter.
Deswegen wurde der Beitrag nun in der Kategorie „Wellenschläger“ des Coburger Medienpreises ausgezeichnet. Gratulation auch an die weiteren Mitnominierten von SPIEGEL, Süddeutsche Zeitung, NDR, BR und FAZ!
Die virtuelle Preisverleihung vom 22. April 2021 lässt sich nachträglich noch einmal als Video ansehen.
Der Text „Gut gebrüllt, Hamster!“ erschien am 28. November im ZEITmagazin (ZEIT Nr. 49/2019).
Die Reportage handelt über den Wunsch des Menschen nach bezahlbarem Wohnraum in der Stadt – und den Raub des Lebensraums einer bedrohten Art, die damit einhergeht.
Der Feldhamster stirbt. Weltweit verschwindet er von immer größeren Flächen. Warum?
Freude! Am Freitag, den 30. November, bin ich auf dem Jahrestreffen des Förderkreises der Deutschen Journalistenschule mit dem Helmut-Stegmann-Preis ausgezeichnet worden. Der Journalistenpreis würdigt den besten Text eines Schülers während der Ausbildung an einer der in Deutschland anerkannten Journalistenschulen.
Mein Text: die Reportage „Geteiltes Leid„, erschienen am 22.12.2017 im Süddeutsche Zeitung Magazin.
Ich freue mich wahnsinnig!